Die Gedenkstätte Hohenschönhausen an der Genslerstraße 66 wird jährlich von knapp 400 000 Menschen besucht. Diese lassen sich von Zeitzeugen durch das einstige Stasi-Gefängnis führen oder nehmen an historisch-politischen Seminaren teil. Mehr über die Arbeit in der Gedenkstätte und deren Perspektive erfuhr Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) bei einem Besuch am 12. Dezember im Rahmen ihrer Stippvisite im Bezirk Lichtenberg. Zu dieser hatten sie die Abgeordnetenhausmitglieder Danny Freymark und Martin Pätzold eingeladen.
Auf dem von dicken Mauern und Wachtürmen umgebenen Areal war, wie fast jeden Tag, wieder viel Betrieb. Zahlreiche Schulklassen, aber auch Erwachsenengruppen ließen sich von Zeitzeugen durch über das Gelände und durch die düsteren Gebäude führen. Sie erfuhren, dass diese Haftanstalt im Sommer 1945 zunächst vom sowjetischen Geheimdienst KGB mit 80 unterirdisch gelegenen Zellen eingerichtet wurde. 1951 übernahm die Staatssicherheit das Gefängnis und erweiterte es.
Etwa 16 000 Führungen durch die Gedenkstätte übernahmen Zeitzeugen in diesem Jahr, berichtet der Direktor Helge Heidemeyer. Rund 60 Prozent der Besucher sind Schüler. Außerdem fanden über 300 historisch-politische Seminare statt. Dass es nur halb so viele Seminare und rund 1000 Führungen weniger waren, als im zurückliegenden Jahr, liege unter anderem an gestiegenen Kosten in den Bereichen Energie, Personal und Dienstleistungen, erklärt Helge Heidemeyer.
Bei einer Führung durch die Gebäude der Gedenkstätte konnte sich Felor Badenberg, begleitet von Danny Freymark, Martin Pätzold und vom Rechtspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Alexander J. Herrmann ein Bild von den früheren Haftbedingungen machen. Beim Gang durch die Keller, Zellentrakte, langen Flure und den Bereich mit den Verhörräumen lässt sich noch heute spüren, mit welch perfiden Methoden hier gegen Inhaftierte vorgegangen wurde.
Im anschließenden Gespräch mit Helge Heidemeyer ging es unter anderem um die finanzielle Ausstattung der Gedenkstätte. Deren Arbeit wird aus Mitteln des Landes Berlin und des Bundes finanziert. Nach bisherigem Sachstand wird das Land Berlin die Einrichtung ohne Kürzungen weiter wie bisher finanzieren. Das erhoffe man ebenso vom Bund, so der Gedenkstätten-Direktor.
Mit Blick in die Zukunft überlegt das Team der Gedenkstätte seit zwei-drei Jahren, wie es seine Zeitzeugen-Arbeit anders aufstellen könne, berichtet Heidemeyer weiter. Irgendwann werden die Zeitzeugen, die als Guides durch die Gedenkstätte führen, nämlich aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung stehen, sagt er nach einer entsprechenden Frage von Martin Pätzold. Allein im kommenden Jahr wird Helge Heidemeyer fünf seiner Guides zum 80. Geburtstag gratulieren. Diese seien allerdings noch sehr agil und arbeiten mit moderner Technik.
Justizsenatorin Felor Badenberg regt zum Thema Zeitzeugen-Arbeit ein größeres Projekt an. Für das könnte ihrer Meinung nach eine Projektförderung beantragt werden. Das sollte allerdings bald passieren, ehe es irgendwann zu spät ist. Die drei Abgeordnetenhausmitglieder bestärken Direktor Heidemeyer darin. „Sie wissen, dass sie uns stets als Unterstützer an ihrer Seite haben“, sagt Danny Freymark.
Getragen wird die Einrichtung an der Genslerstraße 66 übrigens von der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, die im Jahr 2000 gegründet wurde. Ihre Aufgabe ist es, die Geschichte des Haftortes Berlin-Hohenschönhausen und das System der politischen Justiz in der DDR zu erforschen und mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen darüber zu informieren. Näheres zur Gedenkstätte Hohenschönhausen, zu Öffnungszeiten, Führungen und Veranstaltungen ist auf www.stiftung-hsh.de zu erfahren.
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